Vietnam-Notizen

Gecko-Star

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Von Anfang an war klar, dass es zwischen ihm und mir nicht gut gehen würde. Dabei war die Rollenverteilung eindeutig: Ihm gehört das Bad, mir das Hotelzimmer.

Angetan verfolgte ich jeden seiner Schritte auf den Fliesen. Der schöne, geschwungene Gang – so wie sich Geckos eben fortbewegen. Nette Tierchen, die in Südostasien praktisch in jedem Raum zuhause sind und die bei vielen Touristen einen schlechten Ruf haben. Dabei vertilgen sie diejenigen Mehrbeiner, die Touristen noch weniger mögen.

Ich bin Gecko-Sympathisant. So machte es mir nichts aus, dass mein Mitbewohner bereits am zweiten Tag faul auf der Haut lag. Ich vermutete eine energiesparende Strategie, mit der Insekten und Spinnen quasi von allein vor sein Maul laufen würden, um sie dann zu schnappen.

Am nächsten Tag tauchte einer seiner Gecko-Kumpels auf. Wesentlich kleiner, wesentlich flinker. Er klebte mal hier an der Wand, mal dort an der Toilette. Meinen Wohngenossen schien das nicht zu stören. In seiner Stellung beobachtete er die Lage.

So ging das zwei weitere Tage, in denen meine Bedenken wuchsen. Gewissheit brachte eine Sandale, mit der ich seinen Körper berührte. Keine Regung. Da war es an der Zeit mir einzugestehen: Der Gecko war tot. Der leblose Körper siechte tagelang in meinem Bad vor sich hin.

Nicht in Lauerstellung, sondern tot.

Nicht in Lauerstellung, sondern tot.

Written by Fabian Schweyher

15. Juni 2010 um 05:41

Veröffentlicht in Beobachtungen, Land und Bevölkerung

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